20.06.2023

Wasserstoff als Game Changer in der Energiewende

Dr. Reinhard Knüppel (links) mit Prof. Dr. Frithjof Staiß (rechts)

Am 20. Juni 2023 referierte Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), bei Bürgerimpulse in der Sparkasse Neue Mitte über die Rolle des Wasserstoffs bei der Energiewende. Tropische Temperaturen, gefolgt von einem heftigen Sturm, boten ungewollt einen passenden Rahmen für den Abend, an dem es in Anwesenheit von etwa 120 Personen um die Frage ging, wie der Klimawandel mit Hilfe von Wasserstoff gebremst oder gestoppt werden kann.

Der Vorteil von Wasserstoff liegt darin, dass er beispielsweise mit Sonnen- oder Windenergie CO2-neutral erzeugt, aber auch wieder CO2-neutral verbrannt werden kann. Kritiker führen zwar zu Recht an, dass der Wirkungsgrad – also wie viel der eingesetzten Energie am Ende „am Rad ankommt“ – von Wasserstoff-Fahrzeugen mit Brennstoffzelle wesentlich geringer ist als bei Elektroautos mit Batterie, doch sind PKW nicht der wichtigste Einsatzbereich, bei dem Wasserstoff zum Klimaschutz beitragen kann. Seine Stärke könnte er in Industrien wie z.B. der Stahlerzeugung unter Beweis stellen, wo derzeit eine einzige Fabrik in Nordrhein-Westfalen 1,5 Mal so viel CO2 ausstößt wie das ganze Land Baden-Württemberg. Auch bei Flugzeugen oder LKW ist eine Nutzung von Elektroantrieben mit Batterie auf Langstrecken noch völlig unrealistisch. Unter dem Strich könnte Wasserstoff 20-25% des weltweiten Energiebedarfs decken.

Wasserstoff kann die erneuerbaren Energien unabhängiger vom Wetter machen. Sonne und Wind gibt es nicht immer gleich viel – auch das Wasseraufkommen in Flüssen unterliegt Schwankungen. An Tagen, an denen erneuerbare Energien im Überfluss produziert werden, könnten Lager mit Wasserstoff gefüllt werden für Tage, an denen zusätzliche Energie gebraucht wird. Dieses Prinzip wird beispielsweise in einem Pilotprojekt in Esslingen unter Beweis gestellt, wo ein Stadtviertel seine Energie durch das Zusammenspiel von Sonnenenergie und Wasserstoff bezieht und nebenbei auch noch die bei der Elektrolyse entstehende Wärme verwertet wird – somit kann der Wirkungsgrad gesteigert werden.

In der regen Diskussion mit dem Publikum zeigte sich auch dessen Sorge über die Auswirkungen des neuen Gebäude-Energiegesetzes der Bundesregierung vor Ort in Ulm. Professor Staiß zeigte auf, wie Wasserstoff zunächst als Beimischung zum Erdgas auch in Privathaushalten zum Einsatz kommen kann, allerdings wird es Probleme mit der rechtzeitigen flächendeckenden Versorgung geben. In Privathaushalten werden andere Technologien stark sein.

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