18.03.2023

Die Energiepreise werden hoch bleiben

Moritz Ignat (links) mit Mathias Schöferle (Mitte) und Prof. Franz Josef Radermacher (rechts)

Verbraucher und Unternehmen sehen sich seit der 2. Jahreshälfte 2022 mit stark steigenden Kosten für Strom, Gas und Öl konfrontiert. Preiserhöhungen von teilweise mehreren 100% gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und private Existenzen, denn nirgends sind die Veränderungen so massiv wie in Deutschland.

  • Wie konnte das passieren?
  • Handelt es sich nur um ein vorübergehendes Problem oder eine langfristige Herausforderung?
  • Welche Konsequenzen drohen?
  • Bieten die Veränderungen auch Chancen?
– eine Vielzahl brennender Fragen, zu denen bei einer Bürgerimpulse-Veranstaltung am 18.03.23 im Vortragssaal der Volksbank Ulm-Biberach kompetente Referenten Stellung nahmen.

Moritz Ignat, Energie-Trader aus London, legte anschaulich die Marktmechanismen dar, die zu den ungewöhnlichen Preisentwicklungen geführt haben. Obwohl die erneuerbaren Energien (Windkraft, Photovoltaik und Biomasse) mittlerweile mit Abstand den größten Anteil an der deutschen Energieproduktion haben, unterliegen sie aufgrund der Wetter- und Tageslichtabhängigkeit einer extremen Volatilität. Im schlechtesten Fall stehen nur 10 % der Kapazität zur Verfügung, so dass ohne die Option auf die schnelle Zuschaltung von Gas-, Braunkohle- und Kernkraftwerken die Energieversorgung nahezu täglich zusammenbrechen würde. Dies sorgt für eine nur eingeschränkt planbare und mit großen Unsicherheiten behaftete Bedarfssituation, die zwangsläufig hohe Preise zur Folge hat. Der kriegs- und sanktionsbedingte Wegfall der vormals sehr preisgünstigen Liefermengen aus Russland hat dieses Problem zusätzlich dramatisch verschärft.

Auch Prof. Dr. mult. Franz Josef Radermacher, einer der führenden Experten für Globalisierungsthemen, griff diese Themenkreise auf. Er verdeutlichte insbesondere, dass sich Strom aus erneuerbaren Quellen als Energieform von den fossilen Energieträgern maßgeblich darin unterscheidet, dass er in Europa nur mit extremem Aufwand und in kleinen Mengen gespeichert werden kann. Den insbesondere von der deutschen Politik favorisierten grünen Wasserstoff als „Königsweg“ aus diesem Dilemma sieht er insoweit sehr skeptisch, als zu dessen Herstellung u.a. das Dreifache der Energie nötig ist, die gespeichert werden soll. Er favorisiert vielmehr das bereits seit langem in den USA und Norwegen praktizierte Carbon Capture. Dieses Verfahren bedeutet, dass das bei der Verwendung der fossilen Energieträger entstehende CO2 abgefangen und bspw. in die ausgebeuteten Förderstätten zurückgepumpt wird. Er wies zudem darauf hin, dass die Energiethematik als ein globales Thema behandelt werden muss und insbesondere auch die Interessenlagen der Entwicklungsländer nicht unberücksichtigt bleiben dürfen.

Beide Referenten waren sich einig, dass die Energiepreise weltweit langfristig weiter ansteigen werden. Für Deutschland steht dabei insoweit viel auf dem Spiel, als die radikale Abkehr von der Atomkraft und der bereits terminierte sukzessive Kohle- und Gasausstieg in Verbindung mit der angestrebten Substitution durch grünen Wasserstoff einen sehr teuren Sonderweg darstellen, der die internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig beeinträchtigen könnte.

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